ah, was schreib ich, es war schön! ein Traum und ein Albtraum!
immer diese Ambivalenzen im Leben! tragisch!
also hier der Geburtsbericht, keine Garantie auf Richtigkeit! ganz subjektiv alles
i
ch war gut vorbereitet: ich hatte das Hypnobirth-Buch
durchgelesen durchgeblättert, ein paar Geburtsstations-Dokus auf Youtube geschaut, und der Geburtsvorbereitungskurs vor 3 Jahren war vor meinem inneren Auge noch präsent. konnte also losgehen.
ich war bereit!
es begann mit einem gechillten Vormittag daheim und meinen zwei Männern auf dem Spielplatz.
ca. 15.00 Uhr nachdem sie Mittagsschlaf gemacht haben wollte Chris noch einkaufen gehn, aber bei mir kamen ganz leise und unverhofft (aber doch herbeigesehnt) Wehen ins Spiel
also erstmal die Wehenzähler-App auf dem Handy aktivieren. bis ich mal ein adequates Ergebnis hatte (zu oft vergessen Start oder Stopp zu drücken) dauerte es einige Zeit
allerdings nahm die Intensität der Wehen rapide zu und es war klar: heute kommt er!
also hab ich um 16.12 Uhr Lovely Linda Lou (im nachfolgenden Lou genannt)
eine Sms geschrieben das ich 30sek-Wehen hab die weh tun und ich schon dabei hopse und veratme. sie schrieb ich soll in die Badewanne. wurde wie erwartet nicht wirklich besser und sie sagte das sie vorbeikommt.
Wir hatten schon morgens geschrieben, wo ich ihr versichert habe heute nicht zu gebären. ich lag noch öfters falsch an diesem Tag....
in der Wanne war ich schnell bei 1min Wehen und 3min Pause, die Schmerzen waren schon stark, aber gut zu veratmen
in den Pausen kamen mich ab und zu auch Chris und Bela besuchen, Bela war ganz interessiert was ich denn da so treibe (: nach drei Minuten verscheuchte ich beide lächelnd um dann alleine ein bisschen zu japsen
als Lou dann 17.30 Uhr eintraf sollte ich mal aus der Wanne damit sie schauen kommte wie weit (im wahrsten Sinne des Wortes) ich war. wir zogen uns ins Schlafzimmer zurück und sie sagte 6cm! ich hatte in Gedanken schon das Baby auf der Brust liegen. 6cm, bei 10cm kann er kommen, also fast schon alles hinter mich gebracht. wenn da nicht diese fiesen Wehen wären
ich konnte (haha) und wollte in diesem Zustand nicht mehr mit dem Auto ins Krankenhaus fahren (
das wäre dann die Stelle, die, wäre das hier ein Film, nachher
nochmal als Rückblende auftaucht, mit einem Rotfilter und einem
hämischen Lachen unterlegt. Zu schmerzhaft zum Autofahren. yo. in your
face, biatch!)
und so fragte ich Lou ob wir nicht spontan (haha - spontane Geburt - bin ich wieder lustig heute) eine Hausgeburt machen könnten. Könnten wir, sie war auch überzeugt eine schnelle und komplikationslose Entbindung zu begleiten. Also schickte ich sie ins Wohnzimmer zu Chris um ihn zu fragen ob das ok sei, er war ja nie ein Fan dieser Idee.
zu meiner Verwunderung stimmte er zu, wohl auch weil Bela so relaxt war und schön im Wohnzimmer spielte und er mir keine Taxi-Geburt zumuten wollte (man weiß ja nie wie schnell es dann wirklich geht)
Lou musste noch schaun ob sie eine zweite Hebamme organisieren konnte (konnte sie!) und dann stand dem Projekt
Haus Wohnungsgeburt nichts mehr im Wege
ausser das wir das so ja garnicht geplant hatten und ein bisschen improvisieren mussten
ich konnte trotz Wehen noch super denken und so stammt auch von mir die Idee den Duschvorhang als Matratzenschutz umzufunktionieren (Multitasking - Eigenlob muss auchmal sein!) und Chris und Bela hatten einen Job zu erledigen
um 18.25 Uhr kam die zweite Hebamme (Miss G) und die war wie zu erwarten auch super nett.
es war aber eine schöne Atmosphäre, Radio war an mit fetziger Musik
(yeah! ;) ), ich hatte zwei dicke Stillkissen über denen ich hing, zwei
erfahrene Hebammen an meiner Seite, ich wusste Bela ist bei Chris gut
versorgt und andersrum (Chris hätte mir in dieser Phase so garnicht
helfen können), ich war soweit es ging relaxt, fühlte mich super wohl
(zuhause ist ja am schönsten)
und dann wehte ich so auf unserem Bett vor mich hin, die Fruchtblase platze irgendwann und es plätscherte nur so aus mir heraus
18.40 Uhr war der Muttermund komplett geöffnet
es kamen langsam die Presswehen, aber das Köpfchen war noch viel zu weit hinten und wollte auch nicht nach vorne rutschen
ich konnte zwar schon Haare und Kopf fühlen, aber noch sehr tief und musste einsehen das das noch dauern würde.
und es dauerte... zwischen den Wehen wurden immer wieder die Herztöne kontrolliert und die waren so entspannt zwischen 135 und 155 (bei den Ctgs der letzten Tage hat er ja immer einen auf aufgeregt gemacht und ging bis 170)
Problem war das die Wehen mit einer Minute sehr kurz waren, geht es normalerweise 3 Schritte vor und 2 zurück ging es bei mir nur 1 Schritt vor und diesen dann auch wieder zurück
bis die Hebammen dann feststellten das das Baby sich falsch ins Becken gedreht hat (Fachsprache: regelwidrige Schädellage)! noch nicht geboren und schon ein kleiner Revoluzzer) und es nicht um die Ecke (Beckenknochen) kam
wir probierten ein paar neue Positionen aus damit es besser flutscht, ich musste mal rechts, mal links liegen, aber es tat sich nix
enttäuschend! ich hatte langsam keine Lust mehr (Scheiße tat das weh! mehr weh als bei Bela!) und die Hebammen fandens auch blöde das es nicht weiter ging...
ich bekam mit einem Katheter die Blase geleert um mehr Platz für das Baby zu schaffen.
ausserdem heiße Kaffeekompressen als Dammschutz
meine ständigen Nachfragen ob er denn nu bald kommen würde trugen nicht zur allgemeinen Erheiterung bei ;)
nach 2 Stunden Rumgeturne und allerlei Versuchen das Kind durch den Geburtskanal zu schleusen eröffnete mir Lou das es so nicht weiter geht und wir doch besser in ein Krankenhaus fahren sollten. damit ich an einen Wehentropf komme, die Wehen länger und effektiver werden und das Kind endlich das Licht der Welt erblickt. das sollte recht flott passieren bevor ich zu erschöpft zum Pressen bin
fand ich erstmal doof, weil ich es soo cool gefunden hätte daheim zu gebären und weil ich Wehen hatte. schmerzhafte Wehen! nicht wie am Nachmittag. sondern richtig schmerzhaft!
Hööööhöööhööööhöööööörrrrrrrrr! (Rückblende)
zur Auswahl standen das Urbankrankenhaus, ca. 10 Min entfernt, in das mich Lou begleitet hätte, aber da als Hebi nichts zu sagen hätte oder "ihr" Krankenhaus, das in dem ich auch angemeldet war, das aber ca. 30 Min entfernt war
ich entschied mich natürlich für das weiter entfernte, weil ich meiner Hebi vertraue und sie entbinden sollte, ich wollte mich nicht in fremde Hände begeben
also hieß es anziehn, Koffer war gepackt und in einer Wehenpause die 5 Stockwerke nach unten rasen (bis Etage 0,5 hab ich es geschafft. dann versucht leise (!) die Wehe zu veratmen.)
20.50 Uhr stieg ich in den Kleinbus von Lou, anschnallen und los gehts . die andere Hebi fuhr mit ihrem Auto hinterher.
Ich bekam ein Spray (wie ein Astmaspray) in die Hand, das ich insgesamt dreimal benutzen dürfte, das machte die Schmerzen "weg"
die Fahrt war die Hölle! ich hing/lag halb auf der Rückbank und stöhnte mir einen ab, das ist echt ein blödes Gefühl. Lou fuhr soverän und ließ sich durch mich nicht stören *g
21.20 Uhr am Krankenhaus angekommen fanden wir direkt vorm Eingang einen Parkplatz und Miss G kam mit einem Rollstuhl, auf den ich mich so falsch rum draufkniete, sitzen ging garnicht mehr, gefühlt hing der Kopf des Babys schon halb zwischen meinen Beinen... naja, in Wirklichkeit hatte ich noch 40 Minuten Zeit, aber das wusste ich ja noch nicht. wir rasten also zu Dritt zum Aufzug, in den ersten Stock zum Kreißsaal und da ins erste Zimmer wo ich mich erstmal meiner Kleider entledigte und aufs Bett kletterte. ich war mittlerweile etwas erschöpft und müde.
Da stand plötzlich eine Ärztin in der Ecke die mich kritisch beäugte (im nachfolgenden die "olle Hexe" genannt)
ich kam an den Wehentropf und ans Ctg, Babyboy immer noch unbeeindruckt, so ein Dickschädel.
dann hieß es raus aus dem Bett auf den Gebärhocker, hatte da auch noch so ein Seil zum festhalten, die Schwerkraft sollte mitarbeiten, aber das war so garnicht meins, ich war zu feddisch! prompt meinte die olle Hexe irgendwann so "noch zwei Wehen, und wenn er dann nicht raus ist hol ich ihn mit der Saugglocke!"
wuuuaaaaahhhhhh! was ne Bitch! nicht mit mir! ich also wieder rauf aufs Bett, so chice Beinstützen wurden daran montiert und dann dürfte ich nochmal fühlen und das Köpfchen war schon viel weiter vorne so das ich mir in alter Bob B.-Manier sagte: yo, wir schaffen das! (dauerte aber mind. 5 Wehen) es machte Flitsch und mein schöner Damm wurde von der ollen Hexe masakriert. nun hieß es wieder pressen und die olle Hexe drückte von oben mit ihren Unterarmen und Ellebogen auf meinem Bauch herum (sanfter Fundusdruck!) und so war der Kopf geboren und in einer Schrauben-Drehbewegung flutschte der Körper hinterher.
22.01Uhr: Hallo Niko! :)
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22.05 Uhr |
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er wurde mir von Lou auf den Bauch geklatscht und erstmal trockengerubbelt. ein wunderschönes Kind mit einem langgedötschten Schädel. ich hatte mit Becken und Wehen ganze Arbeit geleistet diesen kleinen Kopf zu verformen.
ich war verliebt!
um 22.10 Uhr rief ich Chris an um ihm zu berichten und ein Foto zu schicken. allerdings gabs da kaum Netz, beschämend für einen Kreißsaal, da sollte eine gute Verbindung doch standard sein, aber so kennen wir es auch damals aus dem St. Joseph Krankenhaus.
nach weiteren 5 Min sollte ich nochmal mitpressen und die Plazenta war geboren.
dann dürfte ich noch die Nabelschnur durchschneiden, klappte aber beim ersten Mal nicht ganz, sehr glitschig!
das Matyrium nahm seinen Lauf, denn jetzt sollte ich erst richtig erfahren was Schmerzen sind: die olle Hexe begann die Näharbeiten an meinem Damm, natürlich mit Betäubung, aber bis die wirkt muss man ja nicht warten. das tat so scheiße weh das es auch nichts half sich auf sein frisches Baby zu konzentrieren. ich sang zur Ablenkung ein beklopptes selbstgereimtes Liedchen, ich kann mich beim besten Willen nicht mehr an den Text erinnern, aber dann musste Lou meine Hand halten, soo weh! unvorstellbar! so stell ich mir die ersten Operationen im Mittelalter vor. da sagt die olle Hexe noch, das die Naht leider nicht so schön geworden ist, Intimmodelkarriere ade!
endlich ging sie und ich wurde Ctg und Handzugang los!
es stand noch die Frage im Raum ob ich die Nacht im Krankenhaus bleibe oder heim fahre. Problem war das wir den Maxicosi nicht mitgenommen hatten, aber Lou konnte einen organisieren und Miss G ist dann noch extra losgefahren um ihn abzuholen! ich sag ja, zwei Engel! :-*
dann musste Lou Papierkram erledigen, ich lag mit Niko weiter im Bett, er machte schon erste Trinkversuche, ich verdrückte zur Stärkung Schokolade, Banane und Cola. Dann musste die arme Lou auch noch den Kreißsaal putzen während ich immer noch mit meinem Hintern im Bett lag. so um 12 schnappte sie sich dann mein Baby um die U1 mit ihm zu machen und ich zog mich an und testete meine Blasenfunktion, tats noch! zurückgeschlufft konnte ich Niko weiter anziehen
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Lou bei der U1 |
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Ort des Geschehens mit vollem Mülleimer |
23.45 Uhr haben wir uns dann losgemacht, mit Kind, Platzi und Koffer im Gepäck und Lou hat mich wieder nach Hause gefahren.
1.10 Uhr waren wir bei uns vor der Tür, ich bin hoch, Chris ist runter und hat Niko geholt, der bei Lou gewartet hat.
zuhause hat Chris erstmal seinen Sohn bekommen und wir haben uns ein alkoholfreies Kölsch geteilt. Bela ist kurz wach geworden, ist aber unverzüglich im Wohnzimmer an der Möppe wieder eingeschlafen. nach einer Stunde sind wir dann alle ins Bett und ich konnte ein paar Stunden schlafen.
5.30 Uhr war die Nacht zu Ende und Bela ganz erstaunt wer denn da mit im Bett liegt :)
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Heimfahrbereit! |
mit einigen Tagen Abstand kann ich sagen
soo schlimm war es garnicht! (was ist man auch immer so empfindlich wenn akut was weh tut...)
Zeit Danke zu sagen!
Danke liebes Gedächtnis das du mich verklärst! und ich noch viele Kinder gebären kann...
Danke an meinem Mann und meinen großen Sohn, die mich einfach machen ließen!
Danke an meine beiden Hebammen ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre!
Kein Dank geht an die olle Hexe, die Ampelschaltung auf der Hermannstraße und die übertrieben hohe Berufshaftpflichtversicherung für Hebammen wegen der immer mehr ihren Job aufgeben und die freie Wahl des Geburtsortes oftmals nicht mehr gegeben ist.
Mehr Infos unter
www.unsere-hebammen.de
Belas Geburtsbericht gibt es
hier zum Nachlesen!